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Bildung in Zeiten des Internets: Mit Leidenschaft etwas bewegen

Bildung wird in Deutschland immer wieder gern diskutiert, besonders anlässlich von internationalen Leistungsvergleichen. Dabei geht es unter anderem um die Frage wie Studierende auf ihre berufliche Zukunft in einer globalisierten Wirtschaft vorbereitet sind. Doch angesichts der digitalen Revolution und der neuen Möglichkeit, online zu lernen und zu lehren, stehen noch weitere drängende Fragen im Raum. Wie können wir lernen? Wer entscheidet über die Lehrinhalte? Wer sammelt Daten darüber, was wir lernen?

Diese Fragen haben in der vergangenen Woche unter dem Motto „Lernen bewegt“ insgesamt 2.195 E-Learning-Experten aus 91 Ländern auf der ONLINE EDUCA BERLIN, der größten internationalen Konferenz für technologiegestützte Aus- und Weiterbildung, diskutiert. Ihr Ziel: Entwicklungen im Bildungsbereich voranzubringen. Dabei wurde aus verschiedensten Perspektiven die Zukunft des Lernens erörtert. Ihre Antworten lassen sich an einem der Hauptthemen der Konferenz illustrieren: MOOCs (Massive Open Online Courses), Online-Vorlesungen mit potentiell mehreren Hunderttausend Studenten.

Internationale Experten, darunter Crispin Weston, Pierre Dillenbourg, Gianpiero Petriglieri und Johannes Heinlein, debattierten über die Zukunft von MOOCs und diskutierten dabei die Frage, ob diese zum Scheitern verurteilt sind. Die eine Seite sagt, dass Online-Kurse die Bildung demokratisieren, sie sind kostenlos und können neben Frontalunterricht auch interaktive Elemente wie Blogs, Videos oder Tweets umfassen. Andererseits sind die Durchfallquoten enorm. Kritiker sind der Meinung, dass der Grundgedanke von Bildung als sokratischem Dialog verloren gehe. Schüler würden nicht mehr durch kritische Fragen zu eigenen und eigenständigen Erkenntnissen begleitet, sondern die Konformität gefördert.

Doch nicht nur die Rolle des Lernenden, sondern auch die des Lehrenden hat sich durch die digitale Revolution verändert. Im traditionellen Bildungssystem erarbeiten staatliche und akademische Einrichtungen die Lehrinhalte und stellen die Qualität ihrer Vermittlung sicher. Heute kann jedoch jeder, der sich dazu berufen fühlt, eigene Lehrvideos zu jedem beliebigen Thema ins Internet stellen. Laut Prof. Mitchell Stevens von der Universität Stanford schwindet bereits jetzt der staatliche Einfluss auf Bildung deutlich. Immer mehr private Unternehmen entwickeln Lehrinhalte mit.
Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt digitale Spuren. Prof. Viktor Mayer-Schönberger von der Universität Oxford warnte in Berlin davor, solche Daten und Datenmengen einzelnen Unternehmen zu überlassen.

Digitaler Bildung gehört die Zukunft, doch wie genau die aussehen soll, sollten wir diskutieren.

 

Beate Wedekind, Journalistin